Wichtigkeit der Veloroute 5 Drucken
Geschrieben von: Torben Frank   
Dienstag, den 10. Juli 2012 um 11:34 Uhr

Da die marode Weiße Brücke gesperrt ist, bleibt Fahrradfahrern aus Neuwerk nur der problematische Weg über den Jungfernstieg oder der Umweg durch das Stadtseegelände in Richtung Schiffbrückenplatz, um in die Innenstadt zu gelangen.Über Neuwerk kommen auch Touristen von der NOK-Route, um die Rendsburger Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Die Innenstadt könnte vom boomenden Wirtschaftsfaktor Fahrradtourismus profitieren. Rendsburg ist einer der Ausgangspunkte für den Eider-Treene-Sorge-Radweg und liegt direkt an der NOK-Route sowie am Ochsenweg. Insbesondere die NOK-Route ist sehr beliebt und gut befahren. Fahrradtouristen gelten als kaufkräftig.
Alltagsradfahrer aus den Umlandgemeinden südlich des Kanals sowie aus Rendsburg-Süd nutzen wegen des kürzeren Weges und der Zeitersparnis durch den Fußgängertunnel das Fahrrad. Diese Alltagsradfahrer tätigen ihre Alltagserledigungen wie Fahrt zur Arbeit oder zum Einkauf mit dem Fahrrad. Je kürzer und besser der Weg ist, desto attraktiver ist das Fahrrad als Verkehrsmittel. Angesichts einer gefühlten Parkplatznot in der Innenstadt und des wegen Bauarbeiten teilgesperrten Kanaltunnels ist es im Interesse aller, wenn möglichst viele Menschen auf das Fahrrad umsteigen.

Die ursprünglichen Pläne für den Ausbau der Weißen Brücke im Rahmen der Veloroute 5 zeigte, daß die Stadtverwaltung sich der verkehrspolitischen Bedeutung bewußt war. Auch der Kompromißvorschlag des ehemaligen Bürgermeisters Breitner zeigte auf, daß der Neubau als Veloroute in ein Gesamtkonzept eingebetet war.

Problem der Führung über den Jungfernstieg

Neben dem Umweg durch den Stadtpark in Richtung Schiffbrückenplatz bleibt nur die Einbahnstraße Jungfernstieg als Alternative. Die Benutzung der dort mit Zeichen 240 bzw. 241 als benutzungspflichtig ausgewiesenen Radwege ist jedoch in mehrfacher Hinsicht problematisch. Auf Seite der Post und des Pellihofes (Z. 241) ist weder die bauliche Trennung gegeben noch ist der Weg im Verlauf stetig. Mangels der baulichen Trennung ist die Radverkehrsführung an Pelli-Hof und Post vorbei sehr problematisch. Auch die fehlenden vorgeschriebenen Sicherheisräume zur Fahrbahn, wo die Türen parkender Automobile Radfahrer bedrohen, sind nicht gegeben. Es müßte ein mindestens 2 (1,5) m breiter Radweg angelegt werden, der zusätzlich einen Sicherheitsraum von 0,75 m zum Fahrbahnrand bietet. Außerdem müßte für einen stetigen Verlauf auch an der Sparkasse vorbei gesorgt werden. Die linksseitige Führung des Radverkehrs ist generell problematisch und soll innerorts vermieden werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite sieht es nicht besser aus. Eine Vermischung des Radverkehrs mit Fußgängern auf einer schmalen Fläche, deren Pflasterung ihre besten Tage hinter sich hat, ist ebenso problematisch und provoziert Konflikte, die Unfälle zur Folge haben können. Auf stark von Fußgängern frequentierten Räumen ist die Vermischung sowieso unzulässig. Die Mindestbreite des Weges wird in den ERA 2010 breiter, je größer das Verkehrsaufkommen ist. Die untere Schranke sind 2,5 m plus 0,25 m Sicherheitsraum für einen innerörtlichen gemischten Geh- und Radweg, bei geringem Verkehrsaufkommen.
Die Zeichen 241 vor Post und Westbankhaus sowie Zeichen 240 auf der gegenüberliegenden Seite dürfen ohnehin nur angeordnet werden, wenn sowohl die Mindestkriterien erfüllt werden als auch im Mischverkehr auf der Fahrbahn eine über das normale Maß hinausgehende Gefahrenlage bestünde.
Eine Öffnung einer Einbahnstraße für den Radverkehr ist nach § 45 IX StVO zwingend erforderlich, da unnötige Verkehrsbeschränkungen unzulässig sind. Entgegen der vormaligen Auffassung des Rendsburger ADFC-Aktiven Torben Frank ist auch ein Radweg entgegen der Einbahnstraße zulässig. Jedoch ist dieser Radweg im Jungfernstieg de facto nicht vorhanden.

Jungfernstieg umgestalten?

Nach einer Vermessung könnten Schutzstreifen auf der Fahrbahn aufgebracht werden, wenn der restliche Raum eine ausreichende Spurbreite für den Busverkehr läßt. Hierbei müßte berücksichtigt werden, daß zum Überholen von Radfahrern mindestens 1,5 m Sicherheitsabstand gewahrt werden muß. Außerdem müssen die Fahrradfahrer zu längs parkenden Automobilen mindestens 0,75 m Sicherheitsabstand halten können. Denkbar wäre also eine Führung des Radverkehrs mit der Einbahnstraße im Mischverkehr und in der engegengesetzten Richtung mit einem Radfahrstreifen, der geringfügig schmaler als ein Schutzstreifen sein darf. Optimal ist diese Lösung jedoch nicht, vermutlich paßt sie im Bereich der Sparkasse auch von der Breite her nicht, so daß dort Umbauten nötig wären.

Dank des Nationalen Radverkehrsplans wären vermutlich  Fördergelder für eine Umgestaltung des Jungfernstieges für die Veloroute 5 erhältlich. Zu beiden Seiten könnten ca. 3 m breite Gehwege bleiben. Eine breite Fahrbahn von ca. 4,5 m Breite könnte geschaffen werden. Der verbleibende Raum wird begrünt oder zu Parkplätzen umgestaltet. Um den Radverkehr in Gegenrichtung zuzulassen wird eine unechte Einbahnstraße ausgeschildert, an den Enden sperren Zeichen 260 "Verbot für Krafträder, auch mit Beiwagen, Kleinkrafträder und Mofas sowie für Kraftwagen und sonstige mehrspurige Kraftfahrzeuge" die Einfahrt, lassen aber Radverkehr zu.