"Deutlich mehr Fahrradfahrer sterben im Straßenverkehr"? - Falsch! Drucken
Geschrieben von: TF   
Mittwoch, den 30. September 2015 um 12:51 Uhr

(TF) Derzeit berichten Medien über eine Zunahme der Zahl der Radverkehrstoten. So titelt die Süddeutsche Zeitung: "Deutlich mehr Fahrradfahrer sterben im Straßenverkehr". Daß das nicht der Wahrheit entspricht, belegt eindrucksvoll Matthias Stark mit einem Beitrag in der Facebook-Gruppe ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrradclub e.V.

Absoluter Blödsinn! Hier die offiziellen Zahlen von dem statistischen Bundesamt (1): 2004: 5'842 getötete Verkehrsteilnehmer, davon 475 Radfahrer; 2014: 3'377 getötete Verkehrsteilnehmer, davon 396 Radfahrer. Das ist ein Rückgang in absoluten Zahlen von fast 17% und keine Zunahme wie im Titel behauptet! Der Radverkehr ist von 2002 - 2008 um 17% angewachsen (2). Da das Bundesministerium für Verkehr keine aktuelleren Zahlen veröffentlicht, kann man davon ausgehen dass die Wachstumsrate mindestens bei 2.8% pro Jahr geblieben ist. Das bedeutet für den erwähnten Zeitraum eine Radverkehrszunahme von 28%. Mehr Radfahrer und weniger Getötete bedeutet dass das individuelle Risiko pro Strecke markant gesunken ist (-35%).Was paradox klingt ist bei näherer Betrachtung einleuchtend, bei 74,3% der Fahrradunfälle ist ein PKW der Unfallgegner und wiederum bei 75,3% der Unfälle ist der Autofahrer der Unfallverursacher (3), laut GDV sogar bei 90% (4). Es ist erwiesen dass Autofahrer an Orten an denen sie öfter auf Radfahrer treffen vorsichtiger fahren. Bei steigendem Radverkehr nimmt also die Gefahr durch unvorsichtige Autofahrer getötet zu werden stark ab.Zurück zu der Behauptung dass der Anteil der Radfahrer unter den Toten im Straßenverkehr um 50 Prozent gestiegen ist. Was so dramatisch klingt liegt eben nicht daran dass Radfahren so viel gefährlicher geworden ist, sondern vielmehr daran, dass die Zahl aller im Strassenverkehr Getöteten in den letzten 10 Jahren so stark gesunken ist.Leider hat die Wirtschaft verständlicherweise kein Interesse an Radfahrern. Da aber die deutsche Politik und die Medien von der Autoindustrie finanziert werden, wird auch weiterhin alles unternommen werden um die Bürger vom Radfahren abzuhalten. So werden Radfahrer auf dem grössten deutschen Nachrichtenportal schon mal als „rollende Bomben“ bezeichnet oder Radfahren mit Ebola verglichen (5).Ich denke wenn die Medien schon so dreist wirtschaftliche Interessen vertreten dann sollten sie dafür auch bezahlen. Das grösste Kapital das sie besitzen ist das Vertrauen ihrer Leser. Daher sollten wir genau hier ansetzen und ähnliche Artikel kritisch hinterfragen.
(1)https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/VerkehrsunfaelleZeitreihenPDF_5462403.pdf?__blob=publicationFile (2)http://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/VerkehrUndMobilitaet/Fahrrad/radverkehr-in-zahlen.pdf?__blob=publicationFile
(3)https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/UnfaelleZweirad5462408137004.pdf?__blob=publicationFile
(4)http://www.gdv.de/2013/08/fahrradunfaelle-sind-haeufig-schwer-und-oft-vermeidbar-abbiegende-pkw-besondere-gefahr/
(5)http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/wir-brauchen-ein-moratorium-zwischen-ps-und-pedalfahrern-a-1050860.html

Eine Gesamtübersicht der absoluten Zahl der getöteten Radfahrer im Erfassungsbereich gibt es auch. Die Zahlen stammen aus dem Nationalen Radverkehrsplan. Die Zahl der Toten nimmt beständig ab. Nur gab es 2014 einen Ausbrecher nach Unten. Einige Ausbrecher sind wetterbedingt, z.B. durch lange Winter zu erklären.

Jahr
Zahl der Unfalltoten Radfahrenden
2005
575
2007
425

2008

456
2009
462
2010
381
2011
399
2012
406
2013
354
2014
396


Als Fazit lkann gezogen werden, daß das individuelle Risiko mit dem Fahrrad bei einem Unfall getötet zu werden in den letzten 10 Jahren deutlich gesunken ist.

Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 09. Oktober 2015 um 11:32 Uhr