Petition für eine Kanalquerung für den Radverkehr Drucken
Geschrieben von: TF   
Donnerstag, den 03. Februar 2022 um 15:34 Uhr

Beiträge im Blog geben nicht zwingend die Meinung der Ortsgruppe wieder. Autor dieses Beitrags ist Torben Frank (TF) ´, welcher im ADFC Rendsburg als zertifizierter ADFC Tourguide Radtouren anbietet und als Verkehrsrechtlicher Sprecher fungiert. Als Privatperson hatte er eine Einwendung gegen die Planfeststellung des Ersatzneubaus der Rader Hochbrücke getätigt. Mit einer Petition versucht er, dem Wunsch nach einer Kanalquerung Nachdruck zu verleihen.

Link zur Petition: https://www.change.org/RadwegKanalquerungRaderA7Bruecke

Radweg neben A2 auf Brücke bei Minden

Vor der Pandemie und der Trennung von meinem Ex-Teilzeit-Arbeitgeber, der mich zur Kündigung mobbte und für gesundheitliche sowie wirtschaftliche Folgen bis heute keinerlei Verantwortung übernommen hat, nahm ich gerne das Fahrrad in der Bahn mit nach Kiel, weil dort das Radfahren sehr angenehm ist, anders als im Wirtschaftsraum Rendsburg, wo zu Lasten der Sicherheit und des Komforts des Radverkehrs bis heute gesetzliche Vorgaben nicht umgesetzt werden.Auf dem Rückweg gab es dann eine Radtour vom Campus heimwärts oder einem Termin im Raum Rendsburg.

Nutzen für Alle - Lärmschutz und verkürzte Alltagswege

Meine bevorzugte Strecke geht über Krummwisch und Bovenau-Wakendorf zu Fähre Schacht-Audorf. Schwierig wurde es, wenn ein Termin in Büdelsdorf anstand. Dann hieß es, entweder bei Sehestedt den Kanal queren oder einmal um die Obereider fahren. Wer sich den Bogen bei Sehestedt ansieht, welchen der Kanal schlägt, stellt fest, dass die Strecke verlängert wird.
Mein Weg zum Bahnhof wurde 2018 anfangs sporadisch, dann durch Vollsperrung des Eiland monatelang vollkommen gesperrt. Die mögliche kuze Umfahrung am Hafen vorbei, wurde mit Zeichen 239 StVO beschildert, d.h. Fahrzeugverkehr durfte nicht stattfinden. Damit war auch die Strecke zum Bahnhalt Schülldorf blockiert. Diese skandalös lange Sperrung einer verkehrswichtigen Verbindung, für die ausnahmsweise sogar Zahlen vorlagen, über ein 3/4 Jahr ist eigentlich einen eigenen Beitrag wert. Eine weitere Kanalwquerung über die Rader Hochbrücke hätte das Erreichen des Bahnhalts Bredenbek erleichtert.
Das sind ein paar Beispiele von denen, wo die zusätzliche Querung für mich persönlich Vorteile brächte. Aber der allgemeine Nutzen ist noch höher. Denn nach Aussage der DEGES wird die A7 auf der Rader Hochbrücke als "Gemeindeverbindungsstraße" genutzt. Das ist übrigens auch einer der Gründe, weshalb der Neubau 6-spurig erfolgt. Die Brücke liegt in der östlichen Peripherie des Wirtschaftsraums Rendsburg. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass es dort an Kanalquerungsmöglichkeiten fehlt. Viele Strecken werden für andere Verkehrsarten als den motorisierten individualverkehr durch den Sperrkeil Obereider verlängert. 75 5 aller privaten Autofahrten erfolgen auf Strecken unter 15 km (Umweltbundesamt). Das trifft auch auf die "Gemeindeverbindungsstraße" A7 zu. Im Nordosten des Wirtschaftsraums gibt es wachsende Gewerbegebiete, in Büdelsdorf und Borgstedt.
Klimaschutz ist in aller munde. Die Anwohner der Gemeinden im Umfeld wünschen sich Lärmschutz. Sie bekommen unzureichenden Lärmschutz durch bauliche Maßnahmen. Es ist so, als wenn der Zahnarzt Schmerztabletten statt einer Wurzelbehandlung zur Therapie einsetzen würde. Eine Kanalquerung für den Radverkehr wäre wie die Säuberung zumindest eines Wurzelkanals. Denn für Kurzstreckenpendler würde der Umstieg vom Auto auf das Fahrrad attraktiv. 15 km ist eine Fahrradpendler-Distanz. Der Kfz-Fernverkehr würde von der Entlastung der A7 von einem Teil des Kurzstrecken-Kfz-Verkehrs genauso profitieren wie die Anwohner von sinkenden gesundheitlichen Emissionen. Von Kfz-Verkehr geht nicht nur Lärm aus. Reifenabrieb und Verbrennungsprodukte kommen hinzu. Ja, eine Verkürzung der Wege für den Radverkehr hätte auch für nicht radfahrende Anlieger im Umfeld der Brücke Vorteile. Und jene, die radfahren, für die verkürzen sich die Wege von Nord nach Süd enorm.

Wind und Höhe. Nutzung überhaupt möglich?

Albern ist die Behauptung, solch eine Brücke würde wegen der Höhe von Radfahrenden nicht angenommen. Der Wind wäre auch ein Argument. Die Alberhheit dieser Argumentation läßt sich daran erkennen, dass in den Niederlanden trotz Wind Radverkehrs stattfindet, Radverkehrs-Kreisverkehrsplätze mit Steigung über Kreisverkehrsplätzen für Kfz angelegt werden. Und gleich unweit des Landeshauses führen Holtenauer und Alte Levensauer Hochbrücken über den Kanal. Die Grünenthaler Hochbrücke wird ebenso wie die Kieler Beispiele trotz der Höhe von Alltagsradverkehr genutzt. Es zeigt sich, dass die Veranttwortlichen im Wirtschaftsministerium überhaupt keine Ahnung von Radverkehr, geschweige von der Alltagsmobilität mit dem Fahrrad im Land haben. Dass immer mehr Menschen bewußt auf Autofahrten verzichten, ihre Alltagserledigungen mit dem Fahrrad machen, die gesellschaftliche Verkehrswende geht an den Entscheidern vorbei.Auch in den Kommentaren zu Beiträgen wird deutlich, dass es noch nicht überall angekommen ist, dass es eben nicht nur Schüler:Innen, Studierende, Arme und Leute ohne PKW-Fahrerlaubnis sind, die im Alltag mit Muskelkraft mobil sind. Über 90 % der volljährigen Alltagsradfahrenden haben eine Fahrerlaubnis für PKW; einem Großteil steht ein PKW zur Verfügung. Sie sind nur so schlau, diesen nicht für Kurzsttrecken zu nutzen. Oder es wird schlichtweg der Zweitwagen der Familie eingespart. Die Familie hat dann übrigens mehr Kaufkraft, welche sie in der Region läßt. Denn Radfahrende kaufen auf ihren Alltagsstrecken ein.

Alte Levensauer Hochbrücke, Kiel

Gesellschaftlicher und rechtlicher Rahmen

In anderen Bundesländern ist es üblich, bei Autobahnbrückenneubauten den Radverkehr zu berücksichtigen. Das ist nicht nur im urbanen Umfeld der Fall. Wenn es zwei Radverkehrsinfrastrukturen wie die NOK-Routen nördlich und südlich des Kanals zu verbinden gilt, wird es bundesweit getan. In einem Wirtschaftsraum von 80.000 bis 120.000 Einwohnern kann durchaus von einem urbanen Umfeld gesprochen werden, zumal Wohn- und Gewerbegebiete verbunden werden.
Die Diskussion über die Straßenbaulast solcher Radwege neben Bundesfernstraßen ist älter als der Beginn der Planungen der DEGES für den Neubau neben der maroden Rader Hochbrücke. Ortsgruppensprecher Bodo Schnoor hatte den Radweg 2018 angeregt, weil er das Konzept auf seinen Radreisen kennengelernt hatte. Ich fand die Idee gut, nachdem ich festgestellt hatte, wie sehr diese Brücke einen Teil meiner Wege verkürzen könnte. Umso tiefer sass die Enttäuschung, als dann bei Vorlage trotz der bundespolitischen Diskussion über Klimaschutz und § 3 FStrG in den Planungsunterlagen tatsächlich kein Wort über die Option verloren worden war. Also gab es meinerseits fristgerecht die Einwendung wegen der fehlenden Bedarfsprüfung für einen Radweg (§ 3 II FStrG) ein. Nach nicht nur meiner Rechtsauffassung hätten Land, Bund und DEGES nachweisen müssen, dass kein Bedarf für einen Radweg besteht, um diesen nicht zu bauen. Erschreckend ist hierbei, dass dem Bundesverkehrsministerium die prekäre Situation des Radverkehrs bei Kanalquerung durch eine Petition an den Deutschen Bundestag bekannt war. Leider ist der Bund nur Straßenbaulästträger, aber das Bundesland übernimmt die Federführung. Die DEGES führt aus, was das Land ihr aufträgt. Die Versäumnis liegt also in der Landesverwaltung. Aber auch die betroffenen Kommunen hatten sich zu sehr auf Lärmschutz gestürzt, anstatt auch nachhaltige Mobilität zu berücksichtigen. Klimaschutz wurde gerade vom Bundesverfassungsgericht hoch angesiedelt. In schleswig-holstinischen Amtsstuben ist das leider noch nicht angekommen. Die Bundesregierung hatte gerade mit Blick auf Kurzstreckenfahrten unter 15 km und Radverkehrsförderung die Änderung des § 3 FStrG geändert.

Ziel der Petition

Wichtigste Ziele der Petition ist es, das Umdenken in den Amtsstuben Schleswig-Holsteins und die Schaffung einer Wege verkürzenden Lösung für Radverkehr im östlichen Wirtschaftsraum Rendsburg zu erreichen. Die Gefahr, dass das Land jetzt eine Chance vertut, ist sehr hoch. Es geht aber auch darum zuz zeigen, dass es nicht der Wunsch einzelner Akteure, sondern vieler Menschen im Land ist, auch mit dem Fahrrad mobil sein zu können. Der Zwischenstand ist schon eine kräftige Klatsche für die Landesverwaltung, aber auch für die beteiligten Amtsverwaltungen. Denn der Herkunft der Zeichner nach, hatten die Verwaltungen nicht die Wünsche einiger ihrer Einwohner berücksichtigt. Ich bin sehr dankbar, dass die Landeszeitung sehr objektiv berichtete, dass viele Menschen aus Rendsburg und vor allem aus dem östlichen Wirtschaftsraum die Mehrzahl der Zeichner stellen. Andere Betroffene aus Schleswig, Flensburg und Kiel sind auch unter jenen, welche die Petition schon unterstützen, es gibt Zuspruch aus ganz Schleswig-Holstein und dem Bundesgebiet. Fahrradaktivisten aus anderen Bundesländern schütteln den Kopf über diese Ignoranz gegenüber den Möglichkeiten. Mit diesem klaren Rückhalt geht es nach dem 28. Februar vor das Verwaltungsgericht.

Link zur Petition: https://www.change.org/RadwegKanalquerungRaderA7Brueckehttps://www.change.org/RadwegKanalquerungRaderA7Brueckehttps://www.change.org/RadwegKanalquerungRaderA7Brueckehttps://www.change.org/RadwegKanalquerungRaderA7Bruecke

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 14. März 2022 um 20:08 Uhr