Gedanken zu Am Obereiderhafen Drucken
Geschrieben von: TF   
Freitag, den 17. Februar 2023 um 12:23 Uhr

Beiträge im Blog geben nicht zwingend die Meinung der Ortsgruppe oder des ADFC wieder. In diesem Beitrag führt der Verkehrsrechtliche Sprecher unserer Ortsgruppe Torben Frank seine Gedanken zu einer einer Alltagsstrecken aus, der Straße Am Obereiderhafen in Rendsburg.

Seit dem Umbau beschäftige ich mich intensiv mit An der Obereider. Denn das ist meine Strecke zum Bahnhof und für andere Ziele. Als Bahnpender, der auf den modal split Fahrrad-Zug-Fahrrad/ÖPNV setzt, ist für mich eine zuverlässige, zügige Verbindung zum Bahnhof wichtig. Die rege genutzten Fahrradparkplätze am Bahnhof belegen, dass es viele Pendler gibt, die es so praktizieren.

Verkehrsbedeutung

Eine der wenigen Gelegenheiten, bei der eine Verkehrserhebung auch mal für Radverkehr stanttfand, war vor dem Neubau der Brücke über die Brückenstraße zwischen Schwarzem Stieg in Büdelsdorf und Am Obereiderhafen. Die Zahlen waren hoch, dreistellig pro Stunde in der Spitzenzeit. Der Wert dürfte gewachsen sein.
Besonders für Büdelsdorfer ist die Strecke wichtig. Radfahrende aus Büdelsdorf kommen vom Schwarzen Stieg (1) oder der Brückenstraße (2), fahren weiter in Richtung Schloßplatz oder durch das Eiland. Es gibt Berufspendler von Borgstedt oder auch Neu Duvenstedt, welche mit dem Fahrrad nach Schacht-Audorf fahren, um die Obereider fahren müssen, weil die Nobiskrüger Fähre die beste Kanalquerungsmöglichkeit für sie ist.
Die Veloroute 1 von Radstark soll dort verlaufen. Neben dem Alltagsradverkehr gibt es auch ein touristisches Radverkehrsaufkommen. Ein Abschnitt der NOK-Route verläuft an der Obereider.

openstreetmap.org - Kartenausschnitt Am ObereiderhafenFahrradstraße!

Die faktische Nutzung, das Verkehrsaufkommen sprächen dafür, eine Fahrradstraße anzuordnen. Damit Yachthafen und andere Ziele erreichbar für Lieferanten etc. erreichbar bleiben, duldet ein Zusatzzeichen "Anlieger frei" nachrangig den Kfz-Verkehr der Besucher der Anlieger.

Angesichts der Erfahrungen etwa aktuell mit dem Konversionsgebiet Eiderkasere, wo eine beliebte Pendlerstrecke bei der BMX-Bahn parallel zur B77 (Gehweg "Radverkehr frei") wegen Baustellenverkehr radikal gesperrt wurde, ist zu erwarten, dass bei Baubeginn für die Obereider-Investition auch eher der Alltagsradverkehr ausgesperrt werden wird, als dass Maßnahmen zum Schutz der Radfahrenden ergriffen würden. In der selbsternannt fahrradfreundlichen Stadt Rendsburg wird der nichtmotorisierte Fahrzeugverkehr nämlich nicht ernstgenommen.

Bauphase für das Hotel

Es ist in der Bauphase mit wild drauf fahrenden LKWs sowie spontanen Hindernissen zu rechnen, weil sich niemand darum kümmern wird, dass der Radverkehr ungestört und ungehindert fließen kann. Aber auch die aktuelle Gestaltung der Infrastruktur wird ihren Anteil zu Konflikten liefern.
Zumutbare Alternative Strecken gibt es nicht. Nur in eine Richtung können Eisenbahn- und Denkerstraße als Ausweichroute genutzt werden. Ansonsten wäre nur die aufwendige Umfahrung der Altstadt möglich.
Wir durften 2018 bis 2019 regelmäßig erfahren, wie ohne Vorwarnung die Abfahrt am Friedrich-Rogge-Platz (Kieler Straße) gesperrt war. Erst in der Kurve der Abfahrt war die Blockade zu erkennen. Spätsommer 2019 bis Juni 2020 war das Eiland dannn trotz seiner Verkehrsbedeutung ersatzlos gestrichen. Der eigenständig geführte Weg vom Wendeplatz zu Am Eiland (Stadtwerke) wurde für den Radverkehr gesperrt. Es gab also eine alternativlose Sperrung einer verkehrswichtigen Strecke über etliche Monate. Man stelle sich vor, die Materialhofstraße bekäme zuerst einmal gelegentlich Sackgassenfunktion ohne Vorwarnung, weil die Zufahrt zu Herrenstraße gesperrt wird, schließlich würde die Materialhofstraße monatelang vollkommen gesperrt. Das Gepläre war schon groß, als sie 2 Tage an einem Wochenende für Asphaltierungsarbeiten gesperrt wurde. Die Sperrung dort brachte also eine Verbesserung! Im Eiland führte dem Vernehmen nach nur das Geplärre der Fahrradlobbyisten vom ADFC dazu, dass dann geringfügige Verbesserungen im Zuge der Kabelarbeiten erfolgten.

Strukturelle Gestaltungsfehler

Wenn Fahrräder nicht als gleichberechtigte Fahrzeuge respektiert werden, weil es den Entscheidern an grundlegenden Kenntnissen in Verkehrsrecht fehlt, ergibt sich die Nichtberücksichtigung der Ströme des Radverkehrs bei der Verkehrsraumgestaltung. Wenn ein eigenständig geführter Radweg auf dem Gehweg einmündet, fahren leider sehr viele unkritische Radfahrende weiter auf dem Gehweg. Daher wären an der Abfahrt der Brücke über die Brückenstraße (Höhe 3) eigentlich bauliche Maßnahmen erforderlich, um Fuss- und Radverkehr zu trennen und Radfahrende sicher auf die Fahrbahn zu geleiten, ohne dass diese Gefahr laufen, in Konflikt mit einem Reisebus im Wendehammer zu geraten.

Defizitär ist auch die Überleitung von Brückenstraße zu Am Obereiderhafen. Ein schmaler Gehweg wird als eigenständig geführter Fuss und Radweg (Z. 240 StVO) verwendet. Schon in der Planungsphase wies Bodo Schnoor vom ADFC Rendsburg den damaligen Bauamtsleiter auf die Konfliktrisiken und die Erfordernisse des Sandes der Technik hin. Da bedarf es ener Trennung von Fuss- und nichtmotorisiertem Fahrzeugverkehr. Die Breite der Verkehrsflächen muss dabe dem Verkehrsaufkommen angemessen sein. Auch bedarf es einer konfliktfreien Führung des Radverkehrs durch den Wendeplatz.

Vorfahrts- oder Vorrangregelungen sind derzeit ungünstig. Wegen abgesenkter Bordsteine sowohl am Wendeplatz vom Eiland (6) als auch vom Schwarzen Stieg oder der Brückenstraße (3) kommend unterliegen Radfahrende dem Vorrang eines gelegentlich mal verkehrenden Automobils. Täglich tausende Radfahrende, Fahrräder sind Fahrzeuge (§ 1 StVG; § 63a StVZO), dürfen hier aufgrund von Fehlplanung der Verkehrsinfrastruktur also vor vielleicht Hundert Automobilen am Tag kuschen, weil abgesenkte Bordsteine das erzwingen. Von Vorzugsstrecke für Radverkehr im Sinne einer Veloroute ist hier nichts zu bemerken.
Auch im Bereich auf Höhe des Schlossplatzes ist die Vorrangregelung nicht klar. Täglich tausende Radfahrende werden dort mit Rechtsunsicherheit im Stich gelassen. Baulich lassen sich Rechts-Vor-Links oder wegen der Untergrundgestaltung auch ein Vorrang Ein- oder Ausbiegender unterstellen. Von Vorzugsroute oder ein Ernstnehmen der Verkehrswichtigkeit für den fahrradfreundlichen Radverkehr ist dort nichts zu erkennen.

Veloroute

Wenn Am Obereiderhafen Teil einer Veloroute werden soll, dann müssen die Verkehrszahlen untersucht werden, dementsprechende Vorrangrelungen gesichert werden. Rechtssicherheit ist im Falle eines Unfalles wichtig. Radfahren ist eine sehr sichere Fortbewegungsart, wenn es richtig praktiert wird, wenn die Infrastruktur geeignet und sicher ist sowie andere Verkehrsteilnehmer ihren Pflichten nachkommen. Bedauerlicherweise ist es häufig schlechte Infrastruktur, sind es unklare Verkehrssituationen, welche Konflikte, also Unfallrisiken begünstigen. Daher ist eine klare Führung so wichtig. Und Sicherheit ist neben Komfort und Vorrang ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz einer Veloroute.

Fazit

Es besteht Handlungsbedarf bei der Klärung einzelner Verkehrsituationen, insbesondere des Vorrangs. Die verkehrsrechtliche Anordnung einer Fahradstraße ist im übrigen naheliegend.



Zuletzt aktualisiert am Samstag, den 18. Februar 2023 um 11:45 Uhr