"Parkdruck" am Rendsburger Bahnhof PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: TF   
Dienstag, den 20. Juni 2023 um 10:03 Uhr

Beiträge im Blog der Ortsgruppe geben nicht zwingend die Meinung der Ortsgruppe oder des ADFC im Allgemeinen wieder. In diesem Beitrag kommentiert unser Aktiver Torben Frank seine Eindrücke vom Fahrradparken am Rendsburger Bahnhof.

Vor wenigen Tagen ein Werktag mittags, ein Termin in Kiel will erreicht werden. Ich fahre seit den 1990er Jahren, seit meinem Wehrdienst mehr oder weniger regelmäßig per Bahn nach Kiel, darf mich als Pendler betrachten, Das Stadtrad mit seinem Seiten- und Höhenschlag sowie noch den Winterreifen darauf, fährt sich schwer.Wer ein gutes Fahrrad für längere Strecken hat, unterhält ein altes Fahrrad als "Bahnhofsschlampe". Auf der Seite des alten Güterbahnhofs angekommen, sind die Anlehnbügel voll. Die Laternen und die Baumstämme sind auch schon belegt. Ah, da ist noch ein Schildermast frei. Während kaum Kfz auf dem P&R-Parkplatz auf dem alten Güterbahnhof stehen, sind die Anlehnbügel, welche schon ergänzt wurden, proppevoll.

Alternative Fahrradstation

Normalerweise würde ich ohnehin lieber mein Fahrzeug in der Fahrradstation abstellen. Das fällt aber aus persönlichen Gründen weg. Außerdem müsste ich dann um den Bahnhof herumfahren, mich schließlich noch über die fehlende Radverkehrsführung zur Fahrradstation ärgern. In Rendsburg gelten Fahrräder nicht als Fahrzeuge, sind einfach nur lästige Verkehrshindernisse, die sich gefälligst irgendwo so zzu bewegen haben, dass sie dem deutschen Kraftfahrer nicht ins Gehege kommen. Der ALG2-Empfänger im BMW genießt Vorrang vor dem Akademiker auf dem "Drahtesel", wie die teilweise hochwertigen Fahrzeuge in der Lokalpresse gerne diffamiert werden. Dass das Bundesrecht Fahrräder als Fahrzeuge betrachtet (vgl. § 1 III StVG; § 63a StVZO; § 2 StVO), dass es Richttlinien und Regelwerke bezüglich der Ausgestaltung der Führung des Radverkehrs gibt, hat sich im Raum Rendsburg noch nicht herumgesprochen. Dass das dann auch dem Schutz des Fussverkehrs dienen würde, Konflikte gerade vor demm Haupteingang des Bahnhofs vermeiden würde, wenn es eine klare Führung gäbe ... anderes Thema.Wir kämen vm eigenständig geführten Radweg, regelkonform fährt man übrigens auf die Fahrbahn ab, denn der ohnehin knapp bemessene Gehweg vor dem Bahnhof ist tabu (vgl. § 2 StVO). Vor der Fahrradstation am schlecht platzierten abgesenkten Bordstein dürfte aufgefahren werden. Aber dort ist der Taxistand, nicht selten stehen dort Taxis vor der Zufahrt zur Fahrradstation, vor dem schlecht platzierten abgesenkten Bordstein. Die Mehrheit der Radfahrenden macht aber, was die lokalen Fossilien erwarten, aber die StVO der Bundesrepublik verbietet: sie brettern über den Gehweg des Bahnhofsvorplatzes.

Qualität der Fahrradstation

Die Fahrradstation wurde nett gestaltet, wenn auch zu knapp kalkuliert. OK, der Käfig ist nicht ausgelastet, dafür sind die Fahrradboxen von Anfang an mit Warteliste versehen. Außen um den Käfig gibt - oder eher gab es relativ sichere Abstellmöglichkeiten. Teuer sind die "paar Fahrradständer" - so ein Ratsherr - geworden, weil die Kommunalpolitik Extra-Wünsche wie eine öffentliche WC-Anlage hatte. Das war eigentlich auch eine gute Idee. Und tagsüber gibt es einen personellen Service.
Warum ist der Käfig nicht ausgelastet? Blicken wir mal zum "Umsteiger" in Kiel. Dort kommen wir am Fahrradparkhaus an, wollen unser Fahrrad parken, haben eine Zeitkarte, die an der Schleuse geprüft wird, oder wir ziehen ein Einzelparkticket am Automaten, mit Bargeld möglich. Da ist simpel.
Eigentlich ist der Rendsburger Ansatz gut, das landesweite Buchungsmodell von nah.sh zu nutzen. Doch das ist komplex. Es bedarf eines Accounts, der Stellplatz muss online gebucht werden, es gibt einen Code. Für Dauerparker ist das weniger ein Problem, Gelegenheitsnutzer werden aber abgeschreckt. Ein spontanes Fahrradparken im Rendsburger Fahrradparkhaus ist schwer möglich.
Das Interieur, das Mobiliar ist gepflegt. Sogar das Umfeld kann als sicher gelten. Auch die soziale Sicherheit ist durch Nähe zum Taxistand gegeben. Wer im Dunkeln ankommt, findet per Bewegungsmelder aktivierte Beleuchtung vor.

Baustelle "Tropfsteinhöhle"

Die Rendsburger "Tropfsteinhöhle", so wurde der Zugang zu den Gleisen im Rendsburger Bahnhof vom damaligen Rendsburger Bürgermeister Breitner treffend genannt, muss saniert werden. 2022 wurde das mal wieder angegangen, dafür wurden die freien Stellplätze um die Fahrradstation geräumt. Vor der Fahrradstation stehen die Abstelanlagen wüst und quer nebeneinander geknallt. Darin sind zum Teil noch "Fahrradleichen" oder eher Fahrräder, die mangels Zugänglichkeit nicht abgeholt werden können.
Welcher Respekt Alltagsradfahrenden gezollt wird, zeigt sich darin, dass als Ersatz ein paar Felgenkiller vor dem Bahnhof hingestellt wurden. Bis auf die Schaffung einiger neuer Anlehnbügel auf dem P&R-Parkplatz hat sich nichts getan.Angesichts der Auslastung müsste geprüft werden, ob nicht weitere Abstellanlagen geschaffen werden können.

Intelligente Gestaltung als Vorschlag

Ein Teil der Alltagsradfahrenden ist nur saisonal per Fahrrad unterwegs. Anders als im etwa 250 km nordöstlich gelegenen Kopenhagen gibt es in Rendsburg angeblich eine Fahrradsaison. Dabei gibt es auch Menschen im Raum Rendsburg, welche bewusst nahezu autofrei leben, als auch im Winter ihre Altagswege per Fahrrad erledigen. Nur haben die hier fast keine Lobby.
eine intelligente Verwaltung würde auf demm P&R-Parkplatz mobile Abstellanlagen installieren. Diese würden im Winter, sagen wir mal von Mitte Oktober bis Anfang April eingemottet, um der höheren Bedürfnis nach Kfz-Parkplätzen gerecht zu werden. Dass auch im Winter kaum Autos dort stehen, ist ein anderes Thema. Dafür sind die Anlehnbügel an "Berufsschultagen" voll.
Es gibt Abstellanlagen - auch nach DIN auf Gestellen. Diese lassen sich extern verankern und bei Nichtgebrauch zusammenstellen.Die Flächen sind vorhanden.

Parkdruck wider Parkdruck

Radverkehrsförderung entlastet langfristig die kommunalen Kassen, schützt unsere natürliche Lebensgrundlage und das Klima und benötigt weniger Raum. Auf einen klassischen Parkplatz passen gerade einmal ein Auto oder 6 bis 8 Fahrräder. In eine Auto sitzen durchschnittlich 1,3 Personen, auf eine Fahrrad eine Person. Es geht auch um effiziente Raumnutzung und Versiegelung.
Die Auslastung des Bestandes zeigt, dass es potential nach Oben gibt. Fahrradparken ist eine der Voraussetzungen dafür, dass sich Menschen auf das Fahrrad setzen. Wir wollen gesellschaftlich die Mobilitätswende, mit dem Nationalen Radverkehrsplan der letzten Bundesregierungen gibt es klare Zielsetzungen.

Zuwegung

Ein Teil des Radverkehrs zum Bahnhof kommt aus Richtung Eiland/Obereider. Es muss sich endlich mal jemand Gedanken machen, wie der Radverkehr vernünftig zum Bahnhof und wieder weg geführt werden kann. Der Trampelpfad auf der Grünfläche dokumentiert Bedarf. Es gibt eine Idee einer Brückennutzung in der Schublade der Verwaltung, um den Friedrich-Rogge-Platz zu queren.
Die Zuwegung zur Fahrradstation muss dringend optimiert werden. Das dürfte einfacher sein, als die Zuwegung zum Bahnhof an moderne Erfordernisse mit Blick auf Verkehrssicherheit anzupassen. Der schmale Weg hinter der Unterführung hat schlechte Sichtbeziehungen, ist konfliktträchtig schmal bei Steigung bzw. Gefälle. Dazu kommt die Vermischung von Rad- und Fussverkehr. Im Prinzip wäre Separation notwendig. Aktuelle ist der Weg vielleicht 2 m schmal. Man bräuchte wohl mindestens 2,2 m für den Fuss- und 2,4 m für den Radverkehr, dazwischen einen Sicherheitstrennstreifen. Daher wäre es sinnig, den adverkehr gleich auf dem Alten Güterbahnhof zu belassen, also am Hintereingang des Bahnhofs. Das senkt Konfliktrisiken, spart Kosten für Baumaßnahmen. Eigentlich könnte auch darüber nachgedacht werden, einen einfachen Satelitten auf oder an dem PR-Parkplatz zu errichten.
Ansonsten bedüfte es einer sicheren Führung des Radverkehrs zur und von der Fahrbahn der Straße Am Bahnhof. Insbesondere müsste in dem Wendekreis eine Sicherungsmaßnahme erfolgen. Unter Umständen könnten Farbmarkierungen ausreichen. Wichtig ist jedoch auch die Schaffung einer freien Zu- und Abfahrt zur Fahrradstation. Bodenarkierungen und Baken können diese verdeutlichen. Generell muss mal die Frage gestellt werden, ob bezüglich Vorrang beim Ausfahren wirklich immer die Fahrbahn Vorrang behalten sollte. Durch die baulichen Gegebenheiten ist das aktuell der Fall.
Viele Pendler, die mit dem Fahrrad vom Bahnhof nach Süden fahren, pedalieren verbotswidrig auf dem linken Radweg der Herrenstraße. Das hat etwas mit mangelhaftem Alternativangebot zu tun. Da bleibt zu hoffen, dass sich mit den Velorouten (RadStark) etwas ändert.


 

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